Digitale Souveränität die Zweite

Euch ist sicherlich aufgefallen, dass in meinem bisherigen Rundumschlag Apple fehlte. Apple hat zweifelsohne durch sein Design und die Neuartigkeit seiner Geräte (ipod/ipad haben eine ganze Produktsparte geprägt) viel verändert. Meiner Meinung nach sind sie durch diesen Erfolg überheblich geworden (1000€ für ein Telefon?) und leben im Endeffekt hauptsächlich von ihrem Kult-Status. Darüber hinaus ist die Firma auch auffällig geworden mit ihrem rüden Umgang mit Arbeitern in China (durch den Zulieferer Foxconn) und ihre zahlreichen Tricks zur Steuervermeidung (2014 zahlte Apple lächerliche 0,005% Steuern in Irland). Andere Firmen haben zwar auch nicht immer die reinsten weißen Westen, aber Apple verkauft sich ja selbst gerne als Weltverbesserer und moralisch überlegen und macht sich dadurch in meinen Augen total unglaubwürdig. Schließlich würde ich mich durch die Unterstützung dieser Firma selber bescheißen, da die Steuern in Europa letztendlich allen inklusive mir zugute kommen. Dazu kommt noch, dass sie sich gerne als Datenschützer verkaufen und in einem medialen Showdown dem FBI die Stirn geboten haben, als sie ein Handypasswort nicht herausgeben wollten; im Endeffekt wurde es trotzdem geknackt. In letzter Zeit ließ der Apple-CEO ja auch noch zusätzlich ein paar Verbalattacken gegen Facebook los, um das Datenschützerbild zu untermauern.

Dennoch gibt es genügend Berichte, die das Bild des Vorzeige-Datenschützers zweifelhaft erscheinen lassen. So tauscht Itunes heimlich Songs gegen zensierte Versionen aus, Mac-Nutzer-Daten werden nach Kalifornien geschickt, und wer garantiert, dass die ganzen gespeicherten Fingerabdrücke und Irisscans bei diesem Unternehmen wirklich sicher sind? (Leaks gibt es immer wieder). Also mehrere Gründe diese Firma zu meiden.

Leider kann ich keine Empfehlung für einen absolut korrekten Hardware-Hersteller geben – weder für Telefon noch Computer. Das Fairphone scheint im Mobilbereich zumindest in mancher Hinsicht für bessere Bedingungen zu sorgen, aber das leider unter Inkaufnahme einiger Funktionalitätsprobleme.

Ich habe bei meinem Handykauf darauf geachtet, dass ich ein alternatives Betriebssystem darauf betreiben kann. Das löst zwar nicht die menschenrechtlichen und ökologischen Probleme, gibt mir aber zumindest eine größere Hoheit über die Datenverarbeitung, als bei proprietären Systemen wie IoS und Android. Von diesen OpenSource-Systemen gibt es die unterschiedlichsten Varianten und Versionen und ich bin nicht derjenige, der alles versteht und dazu Empfehlungen aussprechen kann. Aber so viel kann ich beurteilen: Inzwischen sind die meisten Linux-Distributionen auch als Nicht-Programmierer zu verstehen und anzuwenden. Man macht sich durch die Nutzung ein Stück weit freier von den großen Techfirmen und kann, wenn man versteht wie, alles verändern und löschen, im schlimmsten Fall sogar das System während es läuft. Beim Handy bedeutet das, dass man den Großteil der Apps, die vorinstalliert sind, einen tracken und Akku verbrauchen, komplett loswerden kann. Aber auch das ist Geschmackssache. Auf Android Geräten, kann man zumindest die meisten Apps deaktivieren und ihnen verbieten, im Hintergrund mitzulaufen. Löschen geht aber oft nicht.

Wichtig ist insgesamt, dass man möglichst nur die Services installiert, die man wirklich braucht. So minimiert man einerseits die über einen erhobenen Daten und schaltet zusätzliche Aufmerksamkeitsbanditen aus. Im Idealfall habt Ihr also am Ende nur noch eine Handvoll Apps auf dem Handy und diese so konfiguriert, dass sie nicht im Hintergrund mitlaufen, sondern sich nur dann melden, wenn Ihr es wollt. Damit habt Ihr schon einen riesigen Schritt in Richtung Digitalsouveränität gemacht und mehr Zeit für Euch persönlich geschaffen. Diese Zeit könnt Ihr dann für schöne Sache nutzen und Eure Aufmerksamkeit gezielt darauf lenken.

Die in meinem Buch „Waldbaden tut gut!“ beschriebenen Aufmerksamkeitsübungen sind ja nur ein Ausschnitt dessen, was alles möglich ist. Es gibt nicht ohne Grund ein Revival sogenannter „altbackener“ Hobbies; also stricken, nähen, malen, basteln. Manch einer bügelt oder putzt gerne. Unterbewusstes Ziel neben dem augenscheinlichem Ergebnis dieser Tätigkeit ist, dass es wenig komplexe Tätigkeiten sind, die die Aufmerksamkeit absorbieren. Man fokussiert sich so stark auf die Tätigkeit und kann dadurch alles andere (Stress/negative Emotionen) ausblenden. Das geht aber eben auch nur, wenn man wirklich seine Aufmerksamkeit komplett darauf richtet. Ein Grund für das zunehmende Gestresstsein unserer Gesellschaft ist eben, dass wir ständig mit neuen Reizen überflutet werden und von einer zur anderen Aufgabe springen. Wir sind eben nicht zum Multi-Tasking geboren, was inzwischen auch wissenschaftlich eingeräumt wird. Gerade weil das alles so ist, ist es wichtig in seiner Freizeit zu versuchen diese Aufmerksamkeitsfallen zu umgehen und sich dann durch gezielte Fokussierung auf „monotonere“ Tätigkeiten entspannen zu können.

Und das Waldbaden gehört eben auch dazu.

In diesem Sinne: Vielleicht haben Euch die beiden ersten Digital-Posts einen kleinen Anstoß gegeben, Euch mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen. Wenn Ihr Euch auf den Weg macht und anfangt, Euer Internet/Mobil-Nutzungsverhaltens zu analysieren und eventuell anzupassen, werdet Ihr wahrscheinlich feststellen, dass Ihr wieder mehr Zeit für entspannende Tätigkeiten oder auch mal fürs Nichtstun bekommt!

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