Meine Anwendungen für mehr digitale Souveränität

Liebe Leser:innen,

nachdem ich bereits in zahlreichen Beiträgen meinen Unmut über bestehende Softwareanwendungen geäußert habe und immer wieder Nachfragen dazu kamen, möchte ich hier eine kleine Liste meiner genutzten Anwendungen teilen. Dies ist ausdrücklich keine Aufforderung, diese Dienste zu nutzen, sondern stellt schlicht meine persönlichen Vorlieben dar.

Am Meisten stört mich bei vielen Diensten, dass sie als Standard gelten, nicht hinterfragt, oft nicht besonders datenschutzfreundlich aufgestellt sind und oder auch noch künstliche Barrieren schaffen, um den Wechsel zu verhindern (sogenannte Lock-ins). Was Letzteres betrifft ist sicherlich Apple besonders erfolgreich (Eigener Stecker statt USB-C, fehlender Support für API-Standards (z.B. für Kalender), eigenes Partioning-Format etc). Aber nicht nur in Cupertino wird es einem so schwer wie möglich gemacht, Alternativen zu nutzen. Natürlich verstehe ich, dass es betriebswirtschaftlich Sinn macht, die Kunden möglichst eng zu binden. Nicht nur Peter Thiel und Warren Buffet haben keinen Hehl daraus gemacht, dass sie diejenigen Firmen am Wertvollsten ansehen, die es am Besten verstehen Ihr Geschäftsmodell durch welche Maßnahmen auch immer (hohe Wechselbarrieren sind eine von Vielen) vor Konkurenz zu schützen. Im Endeffekt streben alle Digitalfirmen eine Monopolposition an und Einige haben sie mehr oder weniger erreicht.

Nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das weniger gut, sondern auch aus Verbraucherschutzperspektive. Als Kunde fühle ich mich verschaukelt, wenn ich eine teure Hardware kaufe und diese dann aber nur mit bestimmen Anwendungen nutzen kann. Erinnert ein wenig an Windows, das damals die Deinstallation seines Browsers mit Systemcrash bestrafte. Letztlich wurden sie gerichtlich gezwungen, den Nutzern zu ermöglichen, frei zu entscheiden, welche Software sie installieren oder deinstallieren. Die Gerichtsprozesse um Apples App Store und den Zugang bzw. Preis für andere Firmen gehen in dieselbe Richtung. Besonders ärgerlich ist es, wenn man trotz Bezahlung für einen Dienst zusätzlich noch ausgespäht wird.
Die Mozilla Stiftung hat sich zum Ziel gemacht, eine Liste zu erstellen, welche Daten bei welcher Anwendung gesammelt und übermittelt werden. Unter „Privacy not included“ kann man – zwar nur auf Englisch – nach seiner App bzw. Anwendung suchen und gucken, welche Daten bei der Nutzung so anfallen.

Mit den Plattformmodellen (Appstores, Messenger, Videotelefonie etc.) ist es heutzutage ungleich schwerer geworden, sich diesem Trend zu entziehen. Zwar kann man Apps frei installieren oder auch nicht nutzen, auch wenn auf vielen Handys nicht löschbare Dienste vorinstalliert sind. Nur ist man dann oft leider auch ausgeschlossen, weil die Dienste keine standardisierte Schnittstelle für andere Anwendung bereitstellen (z.B. WhatsApp).

Gerade im Kommunikationsbereich ist das besonders schwer, da ja die Wenigsten wegen Datenschutzbedenken auf einen Dienst verzichten wollen, der sie mit anderen Menschen auch über Ländergrenzen hinweg in Kontakt bleiben lässt. Dabei ist diese technologische Entwicklung von Messengern ja per se eine sehr Gute, nur wird sie von den meisten Firmen auch zum Mithören/Mitlesen eingesetzt und eine Interoperabilität unterbunden. Da waren wir eigentlich schon einmal weiter, man stelle sich nur vor, die Erfinder des E-Mail-Protokolls (das übrigens aus dem Arpanet zur Verbindung von wissenschaftlichen Rechnern enstanden ist) hätten dieses als eigenen kostenpflichtigen Dienst vermarktet: Wir müssten wahrscheinlich für jede Mail zahlen, es gäbe nur ein Emailprogramm für bestimmte Betriebssysteme und einen Anbieter für Adressen. Kann sich keiner vorstellen, WhatsApp macht aber genau das.

Nun gut, genug ausgeholt. Die Anwendungen in der Liste, helfen zwar mir, das heißt aber nicht, dass sie für jeden ideal sind. Manche sind tatsächlich noch nicht ganz so benutzerfreundlich und intuitiv. Die Liste ist natürlich nicht vollständig, wenn Ihr einen guten Dienst nutzt, den ich nicht in der Liste habe, schreibt mir gerne.

BereichStandardanwendungVon mir genutzte Alternative(n)
Handy-BetriebssystemAndroid oder iOSSailfish OS von der finnischen Firma Jolla (Nachfolger von Nokia meeGo) mit Waydroid im Test
PC-BetriebssystemWindowsMX Linux und Ubuntu
Email-ProgrammMicrosoft OutlookThunderbird
Office-ProgrammeMicrosoft OfficeLibreOffice
Internet-BrowserMicrosoft Edge / Apple Safari / Google ChromeMozilla Firefox & Brave
Email-ProviderGmailTutanota / 1und1
AudiowiedergabeItunesAudacious
VideowiedergabeWindows Media PlayerVLC-Player
SuchmaschineGoogleStartpage / Test von Trooia geplant
Social-Media-DiensteFacebook / Instagram Keine bis auf Berufliche (Linkedin, Xing, FB-Autorenseite)
KartendienstGoogle MapsOpenstreetmaps (auch auf dem Handy) | Android-Nutzern kann ich mapy.cz empfehlen
ClouddienstDropbox / Onedrive / Googlecloud / AmazonNextcloud auf eigenem Server in Deutschland*
VideotelefonieMicrosoft Skype oder Teams / Apple Facetime / ZoomSpreedme oder Jitsi
MessengerdienstWhatsApp / Telegram / SnapchatMatrix über Sailfish-App Sailtrix (siehe auch hier) | Android & iOS Nutzer können die App Element nutzen
GrafikbearbeitungAdobe PhotoshopGimp
pdf-Reader & BearbeitungAdobe AcrobatQpdfview & LibreOffice Draw
KalenderGoogle / Outlook Kalendercaldav-Kalender gehostet über die Nextcloud
FinanzauswertungOutbank / Onlinebanking-AnalysetoolsKYSA (geht nicht auf Handys)
FinanzverwaltungStarmoney / Lexware / WisoGnucash (selten)
Online-ShoppingAmazonWo es geht: Lokale Händler und deren Onlineshops / sonst: deutsche Onlinehändler
Sprache zu TextIBM / Microsoft / DragonVosk-API
Online-UmfrageDoodleDudle (Tu Dresden)

Die Liste werde ich unregelmäßig erweitern. Viel Spaß beim Ausprobieren!

*Die Entwicklung von Nextcloud ist eine Abspaltung der Owncloud und eine deutsche, datenschutzorientierte Cloud-Alternative. Ihr könnt bei vielen Server-Dienstleistern einen Nextcloud-Server vorinstalliert für relativ wenig Geld monatlich mieten. Einfach mal als Suchwort eingeben und die verschiedenen Angebote angucken. Großer Vorteil: Ihr könnt wählen, in welchem Land Eure Daten liegen und wie der Server konfiguriert sein soll (z.B. dass alle Daten verschlüsselt gespeichert werden sollen). Bei Nextcloud gibt es zudem noch einen kostenfreien Client, sodass Ihr Eure Daten einfach ohne Browser synchronisieren könnt.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner